Die Geschichte von Jean und Marie zeigt, wie wichtig eine nicht nur theologische, sondern auch psychologische Ausbildung der Pfarrer ist. Das Programm der CBCA zur Traumaverarbeitung wendet sich an Menschen wie Jean und Marie. Julienne Kasera hat eine Ausbildung zur Trauma-Therapeutin.

Die Geschichte von Jean und Marie

Jean und Marie lebten mit zwei Kindern in einem kleinen Dorf in der Umgebung von Beni. Ihr ältester Sohn weit weg in Goma als Lehrer. Eines Nachts überfielen einige Soldaten, mutmaßlich Rebellen, das Dorf und plünderten es. Sie setzten die Häuser in Brand. Jean, Marie und ihre Kinder rannten aus dem Haus, als das Dach Feuer fing. Zwei Soldaten packten Jean. Marie und die Kinder konnten fliehen. Aber im Zurückblicken sah Marie, das ein Soldat ihrem Mann mit der Machete einen Arm abschlug.

Bald danach kamen Lastwagen. Die Soldaten stiegen auf und verschwanden eilig. Marie lief schnell zu ihrem Mann. Es gelang ihr, die Blutung des Armstumpfes zu stillen. Sie gingen zum Gesundheitszentrum, wo man ihn versorgen und die Wunde nähen konnte. Ihr Sohn in Goma war entsetzt, als er davon hörte.

Nach einiger Zeit heilte Jeans Wunde. Die Rebellen wurden aus Beni vertrieben und das Leben nahm für die meisten wieder seinen normalen Rhythmus auf. Jean gewöhnte sich daran, mit einem Arm auf dem Feld zu arbeiten. Aber, trotz all seiner Bemühungen, wurde er jähzornig seiner Frau und seinen Kindern gegenüber und suchte Streit mit jedermann. Marie hatte mit niemandem Streit, aber ihr Herz war tieftraurig. Sie mochte nichts essen und dachte oft an Selbstmord. Manchmal, allein zu Hause, empfand sie ein Grauen, ohne zu wissen, warum, und eine große Melancholie.

Wie Jean hatte sie Schwierigkeiten, nachts zu schlafen, und sie hatten beide häufig Alpträume. Der älteste Sohn, der bis dahin ein sehr guter Lehrer gewesen war, verlor das Interesse an seiner Arbeit. Er verbrachte seine Abende mit Kumpeln in Bars und kam morgens zu spät zur Schule. Er hatte oft Kopfschmerzen, aber im Gesundheitszentrum fand man keine Ursache.

Diese drei Personen waren Christen und gingen regelmäßig zur Kirche. Jeden Sontag sagte ihnen der Pastor, was Gott von ihnen erwarte, dass sie ihre Traumata vor Gott bringen müssten. Eines Tages vertraute Marie ihre Not der Frau des Pfarrers an. Aber diese machte ihr Vorhaltungen, dass sie solche Gefühle hätte. Marie schämte sich und hat nie wieder mit jemandem darüber gesprochen.

Jeans Freunde sprachen nie über seinen amputierten Arm. Sie taten, als sei nie etwas passiert. Aber für Jean hatte sich das Leben geändert und er konnte nicht so tun, als sei nichts passiert. Auch er glaubte, dass Männer niemals über ihre Probleme reden dürften, und verbarg seine Gefühle in seinem Inneren. Der Pfarrer der Gemeinde hatte gemerkt, dass einige Gemeindemitglieder sich schlecht benahmen, seit die Rebellen da gewesen waren. Er kam zu dem Ergebnis, das Heilmittel sei, mehr über die Gesetze Gottes zu predigen.