Stiftungsgründung

 von Bettina Schreiber, Königswinter, den 27.Juli 2018

Nachdem Pfarrer Rohland in der Gemeinde erwähnt hatte, daß er sich schon frühzeitig als Pastor der Evangelischen Kreuzkirchengemeinde zurückziehen wollte, um einem jüngeren Pastor eine Arbeitsstelle zu ermöglichen – und auch, um seinen Dienst im Osten Afrikas zu intensivieren, kam mir der Gedanke, daß wir eine Stiftung gründen könnten.

 

In den Jahren zuvor hatte Pfarrer Rohland an der Baptistischen Hochschule in Katwa/Ost-Kongo Altes Testament gelehrt, während Gisela sich der Dozenten- und Studentenfrauen annahm und ihnen nicht nur Englischunterricht und Hygiene sowie Nähkurse erteilte, sondern sich auch sonst um die Ernährungssituation in dem durch den Bürgerkrieg zerrütteten Land bemühte.

 

Pfarrer Rohland hatte sich schon längere Zeit mit dem Gedanken beschäftigt, was ‚Mission heute‘ bedeuten kann. In einem Rundbrief vom Juni 1996 schrieb er, daß sie sich als ‚Mitarbeiter und Mitarbeiter der dortigen Kirche‘ sehen, ‚die eher im <zweiten Glied> arbeiten, um die Christen dort zu ihrem Dienst zu ermutigen und zu befähigen.‘ Pfarrer Rohland erwähnte auch, daß Mission von den Christen dort ‚viel lebendiger und vor allem glaubwürdiger als durch uns‘ getrieben werde. Diesen Brief schrieb Pfarrer Rohland nach Rückkehr seines 6-monatigen Aufenthalts mit Gisela in Katwa nach einer damals noch 48-stündigen Reise!

 

Aber ich greife vor: Was Gisela und mir vor allem wichtig war, war der Sinn der Stiftung – Es ging darum, die Partnerkirche Communauté Baptiste au Kivu (CBK)und ihre Kirchenkreise in vielfältiger Weise zu unterstützen.

 

Neben der Errichtung und Erhaltung von Kirchen und kirchlichen Gebäuden verbunden mit der Förderung der Evangelisation, sollten auch Projekte zur Entwicklung handwerklicher und anderer Fähigkeiten unterstützt werden.

 

Besonders ging es uns beiden Frauen im Kuratorium auch um die Unterstützung schulischer Einrichtungen, 

von Ausbildungsstätten und anderen Bildungsvorhaben, insbesondere im Bereich der Frauenbildung. 

Daneben sollten auch Einrichtungen, die der öffentlichen Gesundheitspflege dienen, Beachtung finden.

 

Pfarrer Dr. Edzard Rohland hatte alle Formalitäten wie die Stiftungsgestaltung mit dem Finanzamt in Bonn abgesprochen, so daß die Kivustiftung am 20.12.1993 durch die Stifter Norbert Müller, Gisela Rohland, Edzard Rohland, Bettina Schreiber und Otto Strecker errichtet wurde. Diese noch unselbständige Stiftung wurde dann am 28.1.1997 in eine selbständige Stiftung mit Sitz in Wuppertal umgewandelt.

 

Seit Gründung trifft sich der 3-köpfige Vorstand jährlich und anschließend findet die Sitzung gemeinsam mit 

den Kuratoriumsmitgliedern statt. Diese Treffen empfinde ich immer als sehr bewegend, einmal, da wir Kuratoriumsmitglieder über die aktuelle politische und kirchliche Situation im Kongo informiert werden und 

zum anderen bereitet es Freude, zu sehen, wie über die Jahre diese Stiftung immer mehr zum Segen für die Bevölkerung in dieser Region werden konnte.

 

Von Anfang an, so berichteten Rohlands, war es ihnen wichtig, persönliche Beziehungen aufzubauen und den Menschen vor Ort praktische Hilfestellung zu leisten. So war es in den Anfangsjahren oft nötig, Saatgut zu kaufen und weiterzureichen oder Rohlands bauten einfache Häuser für je zwei Dozentenfamilien. Ich kann mich noch gut erinnern, ein Doppelhaus kostete damals 5000 DM! Zwei Familien fanden so eine einfache, jedoch dauerhafte Bleibe! Wie wichtig diese Unterstützung in dem Kirchenbezirk Bukavu war, erwähnten Gisela und Edzard immer wieder – es vermittelte den Menschen, die sehr unter den Bürgerkriegsmilizen gelitten hatten, wieder Hoffnung!

 

Über die Jahre hinweg war es für mich spannend zu beobachten, welche Anträge auf Unterstützung gestellt wurden! Das ging vom Projekt ‚Einbaum für die Fischerei in Kyavinyonge/Bambo über Quellfassungen für Trinkwasser in Busaghala über Geflügelzuchtprojekte für Frauen in Kitsimba, über Musikinstrumente (Gitarren) und Lautsprecheranlagen in Maboya, über Mütterschulungen, Aufforstungsprojekte, Bau von Mühlen, bis hin zur Unterstützung von Behandlungen von Pfarrern und ihrer Familien während deren Krankenhausaufenthalten (da die Pfarrer kein Gehalt bekommen).

 

Sehr bewährt hat sich, daß Rohlands in den ersten Jahren immer wieder die Entwicklung begleiten konnten. So schlug Pfarrer Rohland vor, in jedem Kirchenkreis einen Verantwortlichen für diese Projekte der Kivu-Stiftung zu benennen, was dann auch dazu führte, daß diejenigen sich verantwortlich fühlten, abrechneten und jährlich Bericht erstatteten.

 

Daß Dr. Molo, der während der Gründungsphase der Kivu-Stiftung als Leiter für Afrika der VEM an den Sitzungen in Wuppertal teilgenommen hatte, später nach Goma in die dortige Kirchenleitung ging, hatte den Vorteil, daß er die Entwicklung der Stitung seit seiner Gründung in Wuppertal miterlebt hatte und durch seine jährlichen Besuche in den inzwischen 13 Kirchenkreisen in Ostafrika nun weiter begleiten kann.

 

Zu den neuesten Entwicklungen gehört auch der Kauf von Zuchttieren für Stallhaltung z.Bsp. in Kitsombiro oder die Ausbildung von 15 jungen Fanfarenbläsern, darunter 5 Mädchen, der Kauf von Musikinstrumenten wie Trompeten und Posaunen. Neu ist auch die Einrichtung einer theologischen Bibliothek für die Forschung und zur Unterstützung der Evangelisten in Kitsimba.

Das Programm ‚Bibel und Entwicklung‘ erfährt auch Unterstützung.

 

Jüngst plant Katwa die Installation einer Solaranlage an den Kirchengebäuden in Katwa, damit die Kirche dazubeiträgt und gleichzeitig Vorbild ist bei der Senkung des Energieverbrauchs.

 

Bemerkenswert ist auch die Entwicklung der ‚Petits Projets‘, die Gisela Rohland ins Leben gerufen hat und die vor allem Frauen Chancen der Ausbildung und Entwicklung ermöglicht. Es gibt ein eigenes Gebäude in Katwa für diese ‚Kleinen Projekte‘! (Evtl. Foto) Auch hat Gisela über die Jahre hinweg auch Einzelpersonen wie etwa Julienne, die in der Pygmäen-Ausbildung engagiert ist, unterstützt!

 

Die Kivu-Stiftung gewinnt immer mehr Anerkennung in der ganzen Region!

Belegen läßt sich dies auch durch die Erhöhung des Eigenanteils der einzelnen Kirchenbezirke, der sich bis auf 37,5% in einem Kirchenkreis erweiterte! Das empfand das Kuratorium der Stiftung als sehr erfreulich, bedeutet es doch, daß die Stiftung von den Anfängen bis heute wirkliche Hilfe leisten konnte, die geschätzt wird.

 

Im Frühjahr 2000 konnten Rohlands – nach schwerer Krankheit von Edzard – noch ein letztes Mal nach Katwa reisen und sich dort in wenigen Wochen von ihren Freunden verabschieden und wurden durch Pfarrer Peter Sander aus Essen begleitet, der die Bibellehre von Edzard am Institut Biblique übernahm.

 

Im Jahr 2015 führte Pfarrer Rohland seine Tochter Annette in den Kreis der Kuratoriumsmitglieder ein – und zu unserer großen Freude, hat Annette die Kirchenkreise des Kivu im Ost-Kongo im Jahr 2016 persönlich besucht!Dort war die Freude groß, die Tochter der Gründerfamilie begrüßen zu dürfen. Die Herzlichkeit spricht überall aus den Fotos! 

 

Inzwischen setzt sich auch Susanne für die Stiftung ein, so daß Gisela und Edzard, die beide inzwischen verstorben sind, sicher glücklich wären, zwei ihrer fünf Kinder in dieser Nachfolgearbeit zu sehen! Und wahrscheinlich wird sich auch bald schon die dritte Generation in diese Feldarbeit einbringen.

 

Annette plant – nach einem Kurzbesuch im April mit Herrn …. im Vorstand der KIVU-Stiftung, anläßlich der 25-Jahr-Feier der Kivu-Stiftung erneut in den Ost-Kongo zu reisen. Da ich ab Mitte August für ein Jahr in Israel sein werde, weiß ich noch nicht, ob ich vielleicht von dort zu den Feierlichkeiten dazustoßen kann, fände dies jedoch sehr schön und gewissermaßen auch als Abschluß meiner damaligen Vision, die Rolands dann gern aufgegriffen haben, eine Stiftung für die Menschen im Kongo zu errichten. Inzwischen verlagert sich mein Leben immer mehr nach Israel, wo ich zumeist Holocaust-Überlebende besuche oder Neueinwanderern versuche, das Leben zu erleichtern.