1988 wurde Gisela Rohland als Vorsitzende der evangelischen Frauenarbeit Deutschland zu einer Frauenkonferenz nach Uganda eingeladen. Und was macht der begleitende Ehemann? Er fährt nach Katwa, um ein Wasserleitungsprojekt anzuschauen, und hält bei der Gelegenheit am Bibelinstitut ein paar Vorlesungen zum Alten Testament. Dies war Gisela und Edzard Rohlands erster Besuch in Afrika und die Initialzündung für ihre Afrika-Begeisterung und die sechs jeweils sechsmonatigen Aufenthalte in Katwa im Kivu, in deren Zusammenhang die Kivu-Stiftung 1993 gegründet wurde.
Edzards Aufgabe in Katwa war vom ersten Besuch an klar: Er hielt am Bibelinstitut der CBCA (Institut Biblique de Katwa) Vorlesungen zum Alten Testament. Dabei versuchte er, den Studenten einen historisch-kritischen Zugang zur Bibel anstelle einer Buchstabenfrömmigkeit nahezubringen. Vor allem empfand er es als seine Mission, gegen die Gesetzesstrenge der alten amerikanischen Missionare, die eher der Unterdrückung diente, die „Freiheit des Christenmenschen“ und die „Gnade Gottes“ zu setzen. Auch die politische Verantwortung als Christ legte er ihnen ans Herz.
Und er predigte – nicht nur in vollen Kirchen! 1990 hatte es eine Kirchenspaltung gegeben: Ein Großteil der Gemeinde in Katwa und Umgebung hatte sich mit einem abgesetzten Pastor und selbsternannten Bischof von der CBK (später CBCA) abgewandt. Die Zahl der Gottesdienstbesucher, die die beiden zuvor so beeindruckt hatte, war arg geschrumpft. Um die treu gebliebenen Gemeindemitglieder zu unterstützen und für eine Rückkehr in die CBK zu werben, fuhren Edzard und Gisela sonntags in die Dörfer, um dort Gottesdienst zu halten. Dabei haben auch viele „Abtrünnige“ sich die Attraktion des weißen „Missionars“ nicht entgehen lassen. Doch die neugegründete Konkurrenz-Kirche „en rite africain“ blieb bestehen. Es sind inzwischen aber viele zurückgekehrt.
Und was machte Gisela? Da sie Englisch und Französisch studiert hatte, war es naheliegend, dass sie in der Sekundarschule von Katwa Englischunterricht gab. Viel wichtiger wurde aber auf die Dauer ihr Näh-Unterricht. Hier bekam sie Kontakt zu den Frauen, die mit ihren studierenden Männern und den Kindern auf dem Gelände lebten, ohne eigenes Feld, von einem kleinen Stipendium. Dabei lernte Gisela die Nöte der Familien kennen. Daraus entstanden die gar nicht so kleinen „Petits Projets“ der „Fondation Maman Gisela Rohland“. Die Projekte gibt es nach wie vor.
Die „Mamans Couturiers“ lernten und lernen, einfache Kinderkleidung zu nähen, auch zu flicken und zu stopfen. Viele Frauen hatten noch nie mit Nadel und Faden hantiert. Bis zu 90 Frauen waren in Giselas Kursen, es musste für alle Stoff besorgt, zugeschnitten, angeleitet werden. Begonnen wurde mit Kinderkleidchen und einfachen Hemden und Hosen. Krönender Abschluss war die selbstgenähte Bluse zur Kikwembe, die auf der Abschlussfeier stolz präsentiert wurde.
Die ersten Kleidchen gingen an den Kindergarten, der auf Giselas Initiative hin von den Frauen in Eigenregie eingerichtet wurde. Denn nicht nur die Studenten, sondern auch die Frauen hatten Unterrichtspflicht. Aber die Kinder blieben sich selbst überlassen. Also wurde ein Kindergarten eingerichtet, der umschichtig von einer Mutter betreut wurde. Und morgens gab es Uji, eine Art selbstgekochte Sojamilch, denn die Kinder und auch die Eltern waren arg unterernährt.
Aber da gab es auch Horst Schulzes Straßenkinder-Projekt in Kalimbute. Auch diese Kinder brauchten Kleidung. Also weiße Hemden, blaue Röcke und Hosen genäht. Siehe da, sie haben eine Uniform wie andere Schulkinder auch – welch ein Stolz! Und eine Lehrerin, einen Pfarrer, zu essen.
Der Tod einer Studentenfrau nach der siebten Entbindung brachte das Thema Familienplanung auf. Da war es mit der – auch von Edzard eifrig betriebenen – Aufklärung nicht allein getan. Was nützt sie, wenn die Verhütungsmittel nicht bezahlbar sind. Also wurde das „Planning familial“ eingerichtet. Die Frauen und Männer werden nicht nur aufgeklärt, sondern bekommen auch Verhütungsmittel oder werden bei medizinischen Eingriffen zur Verhütung betreut.
Hunger und Armut trafen die Kranken der Leprastation besonders. Deshalb wurde eine regelmäßige Speisung eingerichtet. Da Lepra inzwischen heilbar ist, wird dieses Projekt auslaufen. Die Léproserie wird umgewandelt in ein Zentrum zur Betreuung
Behinderter. Das Behindertenzentrum CEDIAR (Centre Diaconique Dr. Rohland) macht den Anfang.
Bei all diesen Aktivitäten konnten Gisela & Edzard auf die Zusammenarbeit mit dem „Centre pour la Promotion sociale“ (CPS, Familienbildungsstätte) bauen. Hier haben sie nette und kompetente Frauen kennengelernt, die sie unterstützt und ihre Projekte weitergeführt haben.